Deniz Alt ist mit seiner Biographie wie prädestiniert zum Brückenbauen zwischen den Kulturen, Religionen und Ethnien. Er ist in Deutschland und in der Türkei aufgewachsen, spricht mehrere Sprachen, vereint in sich mehrere Seelen, deutsche, türkische und armenische, hat armenische Wurzeln. Die Wahrhaftigkeit von Deniz Alt’s Einstellung findet sich in seinen Werken und in seinem Tagebuch.
Diese Fragen beschäftigen Deniz Alt seit vielen Jahren. Wie ist das zu erklären?
Sein Vater ist Deutscher, seine zwangsassimilierte armenische Mutter Türkin. Deniz Alt ist in Aschaffenburg/Deutschland geboren, besuchte 8 Jahre die Freie Waldorfschule in Wiesbaden, machte dann in Ankara Abitur, kehrte 1997 nach Deutschland zurück, gestaltete im gleichen Jahre im Wiesbadener Staatstheater ein Bühnenbild zu dem Brecht-Theaterstück Herr Puntila und sein Knecht Matti, begann dann an der Städel-Kunsthochschule in Frankfurt a.M. ein Kunststudium, welches er - nach 6 Jahren - 2005 als Meisterschüler von Prof. Christa Näher abschloß. In Deniz Alt treffen also - familiär und ethnisch - die noch immer nicht aufgearbeiteten und nachwirkenden historischen Konfliktpotentiale des frühen 20.Jahrhunderts aufeinander. „Vor diesem Hintergrund bin ich natürlich zwangsläufig auf das Thema des Völkermordes an den Armeniern gestoßen“, sagt er in einem Interview, „und habe es dann zum Thema meiner Arbeit gemacht.“ In der Beschäftigung mit der Kunst und der eigenen Familiengeschichte findet er nicht nur das Thema „Armenien“, er explodiert förmlich, mit dem Pinsel auf der Leinwand und mit dem Schreibstift in seinem Tagebuch. Er will aus der „Hilflosigkeit des Unwissens“ heraus, er sucht seine Identität. In seinem Tagebuch formulierte er: „…Meine Seele ist ein Buch, ich muß es nur noch schreiben.“